In einem Selbstbedienungs-Waschpark in der Schweiz gab es Ende März einen Vorfall, der für viel Aufsehen sorgte. Nachdem mehrere Kunden ihre Autos in der SB-Waschanlage gereinigt und dabei einen neuen pinken Powerschaum verwendet hatten, bemerkten sie farbige Rückstände an ihren Fahrzeugen.
Ein Online-Nachrichtenportal griff dieses Ereignis auf und berichtete ausführlich über die entstandenen Schäden, wobei auch die Sinnhaftigkeit einer Autowäsche in Frage gestellt wurde.
Schnelle Reaktion vom Hersteller
Trotz sofortiger Bemühungen blieben die Rückstände sichtbar, und der Betreiber des Waschparks reagierte umgehend, um den betroffenen Kunden bei der Schadensregulierung zu helfen. Der Geschäftsleiter der Anlage erklärte auf Anfrage, dass die rosa Flecken auf eine Reaktion mit einem Powerschaum zurückzuführen seien, der sich noch in der Testphase befand. Zuvor war dieser Schaum seit einigen Tagen problemlos verwendet worden, bis eine neue Lieferung zu Komplikationen führte. Eine schnelle Lösung wurde angestrebt, und der Geschäftsleiter der Herstellerfirma versicherte, dass die Ursache für die Fleckenbildung derzeit in einem Labor untersucht werde.
Wir haben uns mit dem Hersteller des Schaums getroffen, um Klarheit zu gewinnen. Roger Huber, der Sprecher der Amstutz Produkte AG, war bereit, all unsere Fragen zu beantworten. Wir möchten ihm dafür herzlich danken.
Seit wann gibt es die Firma Amstutz Produkte AG?
Die 1949 gegründete Amstutz Produkte AG ist ein Schweizer Unternehmen, das sich auf die Entwicklung, die Produktion und den Vertrieb von Reinigungsmitteln und -geräten spezialisiert hat. Das Unternehmen mit Sitz in Eschenbach LU beschäftigt rund 100 Mitarbeitende und hat sich mit einer breiten Palette von fortschrittlichen Produkten für die Fahrzeugpflege in der Branche einen Namen gemacht. Die Amstutz Produkte AG bietet ein umfassendes Reinigungssortiment an.
Wie sieht das Produkteportfolio aus?
Die Stärke liegt in der eigenen Produktentwicklung, die es ermöglicht, gezielt auf Markt- und Kundenbedürfnisse einzugehen. Das Portfolio umfasst unter anderem innovative Lösungen für die Fahrzeugpflege, die sich durch Effizienz und Umweltverträglichkeit auszeichnen.
Wo findet man Amstutz Produkte?
Die Amstutz-Produkte werden in der Schweiz über ein gut ausgebautes Verkaufsnetz vertrieben. Insgesamt sind über 35 Mitarbeitende im Verkauf und Vertrieb tätig. Im angrenzenden Ausland sind wir ebenfalls mit Verkaufsbüros präsent.
Ist Amstutz immer noch ein Familienunternehmen?
Ja, die Amstutz Produkte AG wurde kürzlich im Rahmen einer Nachfolgeregelung von der Laemmle Chemicals AG übernommen. Damit hat ein Familienunternehmen ein anderes Familienunternehmen übernommen. Die Amstutz Produkte AG wird unter ihrem Namen in die Laemmle-Gruppe integriert. Diese besteht aus der Laemmle Chemicals AG und der Fripoo Produkte AG. Mit dieser Übernahme wird das Produktangebot und die Marktpräsenz von Amstutz weiter gestärkt und das Unternehmen auf einen neuen Erfolgskurs gebracht.
Sie standen vor kurzem wegen pinken Autos in den Medien. Wie ist es zu diesem Vorfall gekommen?
In einer Waschanlage in der Zentralschweiz traten an einem Samstagmorgen an insgesamt acht Fahrzeugen rosa Verfärbungen auf. Erste Abklärungen ergaben, dass es sich um eine Reaktion auf einen in der Erprobung befindlichen Powerschaum handelte, der zu Beginn des Waschprozesses eingesetzt wurde. Der Schaum wurde die ganze Woche ohne Probleme eingesetzt. Bei der Lieferung am Freitag traten die Probleme am Samstagmorgen auf. Die Ursache für die Fleckenbildung konnten wir bis heute nicht feststellen. Wir haben im Labor versucht, die unerwünschte Reaktion zu simulieren, u.a. Herstellung, Lieferant, Dosierung, was uns leider bis heute nicht gelungen ist.
Wie haben die Kunden reagiert?
Dieser Vorfall hat uns sehr geärgert. Wir bedauern diesen Vorfall und haben uns umgehend bei den betroffenen Kunden entschuldigt. Gemeinsam mit unserem betroffenen Kunden, dem Betreiber der Waschanlage, haben wir alles unternommen, um die betroffenen Autobesitzer schnell wieder zufrieden zu stellen. Dazu gehörte die schnelle Reinigung der Fahrzeuge mit unseren Reinigungsmitteln, ein Gutschein für die Unannehmlichkeiten und natürlich der Ersatz der verschmutzten Kleidung. Unsere schnelle Reaktion hat die Situation beruhigt. Der Gutschein hat dabei sicher geholfen.
Wie groß ist der tatsächliche Schaden für Autofahrer und den anderen Autobesitzer gewesen?
Der zeitliche Aufwand von allen Beteiligten ist ärgerlich. Nach den ersten Reaktionen wurde der Betrieb sofort wieder auf den herkömmlichen Schaum umgestellt. Den Kunden wurde, soweit möglich, sofortige Hilfe angeboten. Ein Kunde wollte dies jedoch nicht annehmen und versuchte, sein Fahrzeug in einer anderen Waschanlage zu waschen, was jedoch nicht gelang. Dieser Kunde, der sich auch an die Presse wandte, hatte bei seinem Händler einen Kostenvoranschlag für die Reinigung seines Fahrzeugs eingeholt. Der Betrag belief sich auf dramatische 36’000 Franken. Die Offerte beinhaltete allerdings neue Carbon-Bremsen und die Reinigung des Fahrzeuges. Die Marken-Garage bestätigte, dass es keine Einschränkungen in der Funktionalität des Fahrzeugs durch den Schaum gibt. Außerdem wussten wir bereits am Montag, dass wir dieses Fahrzeug problemlos und rückstandsfrei reinigen können. Das haben wir auch dem Kunden mitgeteilt. Trotzdem hat das Medium diesen Kostenvoranschlag für den Artikel verwendet. Von der „Story“ wäre nicht mehr viel übrig geblieben.
Sind die Geschädigten und Anlagenbetreiber wieder zufrieden?
Die Geschädigten und die Betreiber der betroffenen Anlagen wurden für ihre Unannehmlichkeiten entschädigt, jeder erhielt einen Gutschein, und auch für verschmutzte Kleidung kamen wir auf. Wir haben nur positive Rückmeldungen erhalten.
Waren jemals gesundheitliche Bedenken im Spiel?
Es gab keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch den Vorfall. Amstutz Produkte AG verwendet unbedenkliche Materialien, einschließlich Lebensmittelfarben für den farbigen Schaum.
Setzt Amstutz weiterhin auf Farbschaum?
Ja, dieser Kundenwunsch besteht und entspricht offensichtlich einem Bedürfnis. Farbiger Schaum ist nach wie vor ein Trend. Genauso wie innovative Beleuchtungskonzepte.
Was sagt die Abwasserbehörde oder andere Behörden dazu?
Wasser ist in der Schweiz das am besten kontrollierte Lebensmittel. Die betroffene Autowaschanlage verfügt über eine biologische Wasseraufbereitungsanlage. Da es sich bei der verwendeten Farbe um ein lebensmittelechtes Produkt handelt, bestand zu keinem Zeitpunkt die Gefahr eines kontaminierten Abwassers.
Gab es Anzeigen bei der Polizei?
Uns ist keine Anzeige bekannt. Amstutz steht jedoch mit allen betroffenen Fahrzeughaltern in Kontakt und bis auf einen Fall konnten alle bereits zur Zufriedenheit gelöst werden. Der letzte Fall wird noch durch einen externen Versicherungsexperten abgeklärt, aber auch dieser Fall wird ohne Schaden für den Kunden abgeschlossen werden können.
Waren Sie auf diesen Vorfall vorbereitet?
Wir waren uns unserer Verantwortung bewusst und haben sofort reagiert. Natürlich bei den Kunden der Waschanlage, aber auch, als ein Medium (das Grösste der Schweiz) von einem der Betroffenen als Newsreporter kontaktiert wurde. Obwohl das Problem für den Kunden schnell gelöst war, konnte die Reporterin es nicht lassen, den Artikel zu publizieren und löste in den Kommentaren eine emotionale Diskussion über Sinn oder Unsinn von Autowaschen aus. Ein Musterbeispiel für Clickbaiting, mit dem ein Medium viele Klicks auf ihrer Website generieren will. Unser Fall zeigt aber, dass auch ein sonst eher unauffälliges Unternehmen mit aktivistischen Medien rechnen muss.
Wie haben Sie das Problem gelöst?
Wir haben uns gegenüber den Medien transparent gezeigt und die Verantwortung für den Fehler übernommen. Bei den vielen Leserreportern heutzutage ein absolutes Muss. Ein Vorgehen, das sich in diesem Fall positiv ausgewirkt hat. Wir haben Reaktionen erhalten, in denen wir für unser Krisenmanagement gelobt wurden. Auch wenn es eigentlich nur eine kleine «Krise» war, hat sich doch gezeigt, dass ein solcher Vorfall enorm viel Zeit und Managementkapazität bindet und dann der Einsatz von spezialisierten Experten ratsam sein kann. Der Fall hat auch gezeigt, dass Branchen und Unternehmen, die sonst selten im Fokus der Medien stehen, schnell in die Schlagzeilen geraten können und daher auch auf «kleine» Krisen vorbereitet sein sollten.
Vielen Dank für das interessante Gespräch
Roland Wunder